Fotomontage von ARTARCO Fotostudio aus Fürth. Ein Bild für eine Error 404 Seite & Corona Krise :)

Fotografen und Corona-Krise

Fotografen in Zeiten der Corona-Krise

Auch wir Fotografen haben Corona – explosionsartig – was nun?

Das Jahr hat für unser Fotostudio gut angefangen, für viele meiner Fotografen-Kollegen in Fürth und Nürnberg ebenfalls.

Man hatte Pläne, neue Ideen, die Kasse klingelte …

Dann kam das Virus …

Wir sind aber gesund – Gott sei dank!

Bei uns, im ARTARCO Fotostudio in Fürth, hat das Telefon so um den 10.03.20 aufgehört zu klingeln und plötzlich standen keine Kunden mehr vor der Tür. Ganz unerwartet war das zwar nicht, aber in einem Ausmaß, das ich nie vermutet hätte! Das war so, als würde man plötzlich gar nicht mehr existieren. Ein komisches Gefühl. Sogar die Anzahl der Mails hat sich drastisch reduziert.

Einen Kollegen Fotografen in Nürnberg angerufen – genauso. Freunde in Agenturen kontaktiert – geht nichts weiter – Stillstand. Dann kam die Ausgangssperre – die Welt der Fotografen und Fotostudios steht still. Plötzlich keine Fotoshootings mehr, Hochzeit-Shootings wurden abgesagt, weil viele Braut-Paare keine Hochzeiten feiern dürfen.

Trotzdem hatte ich innerhalb der letzten 14 Tage doch einige Anrufe wegen Bewerbungsfotos, die ich abgesagt habe. Ich dachte für mich – lesen die Leute keine Nachrichten mehr? Wie kann man so unverantwortlich sein? Muss das Bewerbungsbild ausgerechnet jetzt gemacht werden? Egal. Wir halten uns an die Bestimmungen und „social distancing“-Anweisungen :)

Wir haben zwar ganz regulär geöffnet, weil wir bei uns nicht nur fotografieren und nicht unbedingt der Personen-Kontakt für unsere Arbeit erforderlich ist, aber für die Laufkundschaft haben wir geschlossen.

Außerdem ist der Traffic auf meiner Webseite und auf meinem MyBusiness-Account dramatisch abgebrochen! Wenn man die roten Zahlen sieht, wird einem schlecht. – 41% Direktzugriffe, – 29% indirekte Zugriffe bei MyBusiness. Die Webseite läuft besser: hier ist nur ein Traffic Abbruch von nur – 22%. Stand 24.03.2020

Alles normal – die Menschen habe jetzt ganz andere Sorgen und das ist alles nachzuvollziehen. Wer braucht jetzt einen Fotografen? :)

Pleitewelle für Fotografen in der Corona-Zeit?

Werden jetzt viele Fotografen und Fotostudios Pleite gehen?

Das glaube ich persönlich nicht.

Wer immer was an die Seite gelegt hat, der wird nach der Krise auch da sein. Je nach Arbeitsprofil eines Fotografen oder Fotostudios werden manche mehr, andere weniger von der Corona-Krise betroffen sein. Die guten Fotografen und renommierte Fotostudios werden sicher überleben.

Ich vermute, dass die Fotografen, die kleine Studioräume mieten und sich auf Fotoshootings für Privatkunden fokussieren, finanzielle Einbusse haben werden. Auch alle Studios, für die der Schwerpunkt bei Erstellung von Bewerbungsfotos und Passfotos liegt, werden davon besonders betroffen sein. Hat ein Fotostudio noch mehrere feste Angestellte, wird die Situation noch schwieriger – auf dem sowieso genug schwierigen Markt der Fotografen – was kein Geheimnis mehr ist.

Folge der Corona-Krise für die Fotografen?

Die Folge der Corona-Krise für Fotografen und im Allgemeinen die Qualität der Fotografie, könnte negative Folgen haben. Vielleicht müssen einige erfahrene und gute Fotografen in Nürnberg, Fürth, Deutschlandweit wegen Mangel an Geld schließen oder mindestens ihr Studio zukünftig aufgeben und damit ihr Leistungsspektrum verringern? Ich weiß es nicht, aber es könnte so kommen – was ich nicht hoffe! Das könnte wiederum bedeuten, dass eine kleine Lücke auf dem Markt entstehen würde für all die, die gerade anfangen ihre Fotografie gewerblich anzubieten. Wie in jeder Branche – der Nachwuchs ist nie so gut wie die alten Hasen und es wird einige Zeit dauern, bis die neuen Fotografen so gut werden wie die Alten. Aber das ist nur meine eigene Theorie.

Die Sieger

Als Sieger aus der Corona-Krise werden Fotografen und Fotostudios ausgehen, die ihre Fotografie-Leistungen per Internet anbieten können und so keinen persönlichen Kontakt zu Kunden benötigen. Ich denke hier an die Studios für Produktfotografie und 3D-Produktfotos, auch an die Fotografen und Bildbearbeiter die ihre Retusche & andere Foto-Services im Web zur Verfügung stellen.

Gewinner können viele Fotografen sein, die auf YouTube präsent sind und gute Tutorials & Workshop-Videos für andere Fotografen anbieten. Der Markt wird in der Zukunft noch weiter expandieren, denn schon jetzt sind alle Arten von Videos als Marketing-Werkzeug sehr wichtig.

Kaum betroffen werden Foto-Amateure und Fotografen sein, die gar kein Studio haben, und dazu diejenigen, die den Job eines Fotografen als Nebenjob ausführen. Es kann sein, dass diesen jetzt der ein oder andere Auftrag entgangen ist, aber das ist sicher zu verkraften. Sogar wenn sie jetzt in Kurzarbeit sind und weniger verdienen, ist für die Nebenjob-Fotografen das Geld, das sie mit dem Fotografieren verdienen, nur eine Aufstockung zum regulären Lohn, den sie monatlich vom Arbeitgeber erhalten.

Ganz anders als meine Kollegen Fotografen und Fotografinnen, die monatlich Miete, Krankenkassenbeiträge und weitere Fix-Kosten zahlen müssen. Bei denen ist jeder entgangene Fotojob ein schmerzhafter Verlust. Denn jeder Auftrag muss Fix-Kosten und Privatleben (Miete, Essen usw…) finanzieren. Es ist echt nicht lustig :(

Herbe Verluste

Wir haben bis jetzt drei größere Aufträge für Veranstaltungsfotografie verloren, einen Termin im April, zwei im Mai. Es sollte zwar im Mai keine Ausgangssperre (Stand heute, 24.03.20) geben, aber die Kunden habe sicherheitshalber die Aufträge storniert. Dazu ein riesiges Fotoshooting für Mitarbeiterfotos im Volumen von mehreren Tausend Euros. Dass es einige Shootings für Business-Porträts auch nicht mehr gibt, ist auch schon hart.

Das ist aber nichts im Vergleich zu einigen befreundeten Hochzeits-Fotografinnen – bei denen wurden gleich mehrere Hochzeit-Shooting-Termine Ende März und im April abgesagt. Das sind Verluste von mehreren Tausend Euro in einem Monat!

Man bedenke: manche Hochzeitsfotografen machen nur eines – eine Hochzeit fotografieren. Sie müssen ihr Geld in der Hochzeits-Saison verdienen und das Geld muss über den Winter ausreichen! Wenn man aber jetzt null verdient, wie soll man dann den Winter überstehen? Sich einigeln oder wie?

Und was machen all die Familien-Fotografen? Kindergarten-Fotografen? Daran will ich gar nicht denken.

Aber ich sage nur: „Gott sei Dank!“

Ja, ich bin froh, dass ich schon vor über 10 Jahren die Tendenzen und Trends auf dem Markt der Fotografie erkannt habe und wir unsere Produktion fast komplett ins Internet ausgelagert haben. Und das wichtigste war, dass ich mich nie auf ein Thema spezialisiert habe – obwohl das Wort „Spezialisierung“ seit einiger Zeit ein Tipp für Erfolg ist in vielen Branchen.

Was für eine Schicksalswende!

In unserem Fotostudio bieten wie viele Foto-Dienstleitungen an und sind auf jedes Thema, das wir anbieten, spezialisiert. Wir sind nicht nur auf ein Thema, sagen wir Baby-Shooting, spezialisiert – die macht die Spezialistin-Fotografin Silvia, nicht ich :) Wir sind auf alles spezialisiert, was wir anbieten – für jeden Bereich gibt es einen Fotografen-Spezialisten. Und ehrlich gesagt, ich würde nie im Leben eine Dienstleistung/ein Produkt anbieten, das ich persönlich gar mich machen kann und mit dem ich mich nicht identifizieren kann! Außerdem bieten wir Produkte & Dienstleistungen an, mit denen wir gar nicht werben, die kaum einer außer der Stammkundschaft kennt – die werden jetzt unerwartet sehr gefragt!

All das hilft uns jetzt zu überleben.

Hoch & Tief – es war schon immer so, seitdem ich mir erinnern kann: wenn ein Bereich des Fotostudios gerade nicht lief, dann ging es den anderen Bereichen des Studios besser. Und das wechselt immer. Allerdings laufen die Kernpunkte unseres Fotostudios in Fürth bei Nürnberg – Produktfotografie, Freistellservice und High-End Bildbearbeitung – immer. Und diese drei Bereiche können wir anbieten, ohne die Regel des „Social-Distancing“ zu verletzen. Das alles kann ich per Internet anbieten, die Produkte zum Fotografieren kommen per Post, wir machen die Produktbilder, dann wird alles zurückgeschickt.

Aufträge für die Bildbearbeitung laufen online – alles reibungslos. Und wir unterhalten uns per Skype. Das ist auch schön an unserer Arbeit als Fotografen, dass wir sozusagen immer Home-Office machen können :)

Corona-Soforthilfe für Fotografen

Ich muss sagen, ich bin sehr positiv überrascht, wie der Staat regiert hat, und ich hätte es nicht erwartet! Vielen Dank dafür!

Trotzdem ist einiges unklar, während ich heute diese Worte schreibe. Ich habe mit vielen Fotografen und befreundeten Designern aus mehreren Branchen telefoniert und bei vielen ist ein wenig Unsicherheit vorhanden, ob sie die Hilfe in Anspruch nehmen können/dürfen oder nicht. Alles ist ein wenig schwammig formuliert.

Viele haben doch einiges Geld auf dem Geschäfts- oder Privatkonto und können theoretisch einige Zeit ohne Einnahmen überbrücken. Natürlich werden die Reserven schrumpfen, bis die eines Tages Pleite sind – wenn nichts neues an Aufträgen kommt. Und trotzdem will keiner 5 Jahre Gefängnis wegen Betrug riskieren.

Unter  Punkt 2 steht: „Bitte beachten Sie: Ein Verdienst- oder Einnahmeausfall alleine ist kein Liquiditätsengpass und berechtigt nicht zur Soforthilfe. Liquiditätsengpass ist auch mehr als der entgangene Gewinn.“

Wie sollte ich das jetzt verstehen?

  • Muss ein Fotograf, der ein wenig Ersparnisse hat erst einmal Pleite gehen und dann erst die Corona-Soforthilfe für Fotografen beantragen? Dann braucht er aber keine Hilfe mehr, denn er ist schon Pleite, weg vom Fenster und ihm hilft keine Soforthilfe mehr.
  • Darf der Fotograf, die Ersparnisse hat, trotzdem die Corona-Hilfe in Anspruch nehmen, weil er z.B. einen Kredit von zigtausend Euro hat und jeden Monat einen Tausender auf die Seite legen muss, um den Kredit dann komplett bezahlen zu können? Er kann zwar die Miete & Beiträge noch zahlen, aber wenn er den Tausender nicht auf die Seit legt, muss er sich in den nächsten Jahren erneut verschulden, weil er den Kredit nicht pünktlich ablösen konnte.
  • Hat ein Solo-Fotograf nur ein einziges Konto als Geschäftskonto und dort das ganze gesparte Geld gelagert, gilt das Geld dann als Privatvermögen oder als Geschäftsgeld? Wird ihn dann bei einer Kontrolle des Umsatzes nicht vorgeworfen: “ Sie hatten doch genug Geld auf dem Konto und haben uns betrogen, als sie die Corona-Hilfe beantragt haben“? Dass das Geld auf dem Firmenkonto aber Privatgeld war, interessiert den Staat sicher nicht. Wer weiß es … 
  • Darf ein Fotograf die Hilfe beantragen, der das Fotostudio bei sich zu Hause betriebt? Er hat zwar keine Mietkosten, aber alle anderen Beiträge und Steuern muss er brav zahlen.
  • Dürfen Fotografen, die den Beruf des Fotograf nur als Nebenjob betreiben, die Hilfen beantragen?
  • Muss man die Corona-Hilfe in vollem Umfang beantragen oder darf man nur einen Teil der Hilfe beantragen?

Ja, das sind nur einige von vielen Fragen, auf die ich keine Antworten habe, meine Kollegen, Selbständige aus verschiedenen Branchen und Freiberufler ebenfalls nicht. Für mich steht fest – die Idee des Staates, das Geld sofort zur Hilfe zu stellen und innerhalb weniger Tage auszuzahlen ist grandios! Die Durchführung und Umsetzung ist leider nicht mehr so toll. Es gibt noch zu viele Fragen, zu viel Unsicherheit.

Viele haben Ihre Steuerberater kontaktiert, ich ebenfalls, und immer unterschiedliche Auskunft erhalten. Die wissen es auch nicht so genau. Ich habe aus Neugier beim Amt angerufen und mir wurde gesagt, dass man „nichts falsch“ machten würde, wenn man die Hilfe beantragt. Tja, ich kann auch keinem helfen, wollte nur oben einige meiner Gedanken und Überlegungen schildern.

Natürlich findet ihr mehr Infos auf den entsprechenden Webseiten, zum Beispiel hier: https://www.stmwi.bayern.de/coronavirus/ oder hier https://www.regierung.mittelfranken.bayern.de/

Update 14.04.2020: Interessant, es gab offenbar viel mehr Bedenken wegen der Beauftragung der Hilfe, als man erwartet hatte. Das kam heute raus: https://archive.newsletter2go.com/?n2g=iswrjnxf-7vanlop3-wxt

Am 31. März beschloss der Freistaat Bayern außerdem eine entscheidende Optimierung der Soforthilfe: Euer Privatvermögen bleibt unangetastet. 

Die Zeit sinnvoll nutzen

Ja, jetzt haben manche Fotografen viel Zeit. Die Fotostudios, die noch Fotoaufträge haben, vielleicht weniger, aber ich gehe davon aus, die Mehrheit der Fotografen hat Zeit. Jetzt herumzusitzen und Netflix zu schauen ist verlorene Zeit. Diese Zeit sollte man nutzen und sich überlegen, was man als Fotograf in der Zukunft machen will, welches Produkt man noch anbietet und welche Dienstleistungen wegfallen.

Also die Lösung heißt – Ruhe bewahren, überlegen, verbessern, optimieren

Sicher wird jeder Fotograf die Zeit anders nutzen. Bei uns im Fotostudio in Fürth haben wir immer noch Aufträge, trotzdem muss ich keine 12 Stunden am Tag arbeiten wie noch vor der Corona-Krise. Ich persönlich optimiere den Foto-Workflow für Bildbearbeitung, arbeite an der Fotostudio-Webseite, mache Backups und überlege mir gerade, neue Produkte einzuführen.

Die Zeit nach der Corona-Krise

Fast die ganze Branche ist gleichermaßen betroffen und wir werden aus dieser Situation gemeinsam hervorgehen, da bin ich mir sicher.

Aber es wird sich einiges ändern, nicht nur bei Fotografen in Nürnberg und Fürth, sondern Deutschlandweit.

Es wird viele Fotografen geben, die nach der Corona-Krise Dienstleistungen anbieten werden, an die sie vorher gar nicht gedacht haben. Viele werden auch lernen, dass Allianzen und Netzwerke sehr sinnvoll sein können und sie als Team erfolgreicher sind, denn als Einzelkämpfer. Es wird mehr Dienstleistung um das Foto an sich geben als bis jetzt.

Alle die, die nur auf bestimmte Arten des Fotoshootings spezialisiert sind, werden lernen müssen, auch andere fotografische Themen beherrschen zu können.

Ich vermute, dass die Zahl an YouTube-Fotografen sehr ansteigen wird und viel mehr werden diverse Workshops per Video anbieten – die aktuelle Technik macht alles möglich. Die klassischen Shootings und Hochzeitsfotografie wird es weiter geben, obwohl seit langem Trends zu erkennen sind, dass die Zahl der Buchungen pro Jahr je Fotograf deutschlandweit sinkt und die Dauer der Hochzeitsreportagen immer kurzer wird.

Nun ja, ich bin gespannt, was die Zeit nach Corona mit unserem geliebten Beruf macht.

Martin Kaczmarski,
Fotograf und Inhaber des ARTARCO Fotostudio in Fürth

Update: 27.04.2020

Wir dürfen wieder arbeiten :) Aber mit Mundschutz :)